Wie entsteht die Freude?

Wenn Du Freude erfahren willst, dann werde vertraut mit dem Moment, nachdem Du etwas erlangt hast. Geniesse diesen Moment.

Denke nicht, dass die Freude da ist, weil Du etwas erlangt hast. Sondern weil du etwas erlangt hast, ist vorübergehend Dein Geist ruhig. Und weil der Geist vorübergehend ruhig ist, spürst Du Freude. Die Freude von Anandamaya Kosha.

Geniesse diese Momente und wisse, Momente der Freude sind Momente des Selbst.

Auch die Freude, wenn wir jemanden lieben kommt nicht, weil Du den Menschen liebst, oder der andere Dich liebt. Sondern die Liebe ist eine Möglichkeit, dass Deine Individualität vorübergehend weg ist. Und wenn die Individualität vorübergehend weg ist, dann leuchtet das Selbst auf.

Das ist Liebe, das ist Freude, das ist ananda.

Vom Mangel und der Fülle

Der Weihnachtsmarkt ist seit heute im Aufbau. Mit ihm beginnt auch meine jährliche "To-Do-List" sich aufzutürmen. Hach - alle Jahre wieder...

Stop!


Sich über den modernen Weihnachtsstress zu beklagen, als im Zentrum der Stadt Lebende, macht keinen Sinn. Vielmehr interessiert mich die Frage: Was ist das an Weihnachten auf die Spitze getriebene Gefühl des "Dies-fehlt-mir-noch" und dann bin ich glücklich? Wie lange bin ich glücklich, bis mir wieder was Neues "ein-fehlt"? Wie kommt es überhaupt dazu, dass ich denke, mir fehlt etwas? Mein Doc-Check, der mir ab und zu aufzeigt, was mir anscheinend grade fehlt, würde Alarm schlagen und dies als "chronisches Mangel-Syndrom" diagnostizieren. 


Innehalten.


"In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie kein Urteil über uns hat." Friedrich Nietzsche's Zitat, das ich in der Brochure eines befreundeten Künstlers und ehemaligen Arbeitgebers gefunden habe, erinnert mich an die Yogapraxis, zu der es nicht nur mich, sondern weltweit mittlerweile ca. 300 Millionen andere Yoga Praktizierende zieht: sie lädt mich täglich ein, mich und meinen Körper während der Praxis nicht zu beurteilen, sondern das, was sich gerade offenbart mit all seinen Facetten Sein-zulassen, zu betrachten und dann geschickt zu handeln. (Im Sinne der ursprünglich asiatischen Kampfkunst bedeutet Handeln jedoch hier nicht unbedingt etwas "im Aussen" tun.)

Mark Whitwell's Worte vor ein paar Jahren in einem Workshop in München hallen nach: "Happiness arises when you relax into the reality of your natural condition." Glücklich-Sein erblüht, wenn Du Dich in die Realität Deines natürlichen Zustandes hinein entspannst. 


Reflexion.

Hast Du Dich schon einmal gefragt, wieso Du Dich während einem Spaziergang im Wald gut fühlst? (Abgesehen davon, dass es Freizeit ist und Du vielleicht grade Deinen persönlichen Schrittzähler-Rekord gebrochen hast?) 


Gerne beende ich hier unseren Dezember-Newsletter mit einem meiner Lieblingsmantren und lass Dich Deine Antwort auf diese Frage über die bevorstehenden Festtage selber finden.


Oṁ pūrṇam adaḥ pūrṇam idaṁ pūrṇāt pūrṇam udacyate.
Pūrṇasya pūrṇam ādāya pūrṇam evāvaśiṣyate.
Oṁ. Śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ.

Jenes ist Fülle, dieses ist Fülle, aus der Fülle kommt die Fülle hervor.
Nimmt man von der Fülle die Fülle, bleibt die Fülle übrig.
Dort ist Ganzheit, ich bin Ganzheit. Aus der Ganzheit wird die Ganzheit.
Trennt man Ganzheit von der Ganzheit verbleibt die Ganzheit.

Aus ganzem Herzen wünsche ich Dir eine besinnliche Weihnachtszeit und einen wonnigen Rutsch ins neue Jahr. Ein Jahr, welches Dich immer wieder Deine Ganzheit, Fülle und Vollkommenheit erleben lässt!

Die Richtung ist entscheidend

"Unsere Erde ist nur ein kleiner Körper im grossen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Herkunft, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns den Mut und die Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst mit Stolz den Namen "Mensch" tragen." Ein Friedensgebet der Vereinten Nationen

Nachdenklich macht mich das aktuelle Geschehen auf unserem "kleinen Körper im grossen Weltall". Diese Gebete sind doch schön zu lesen, sind Stützen im Alltag... aber dann?

Haben wir den Mut tatsächlich etwas in diese Richtung zu bewegen?

Manfred Folkers und Niko Paech schreiben dazu ein grosses "Ja!" in ihrem Buch "All you need is less": Ja, wir Menschen sind es, die Veränderung einleiten konnten. Erfolge wie die Beherrschung des Feuers, die Erfindung des Rades, die Verwendung von Metallen, die Entdeckung und Nutzung von Elektrizität zeichnen uns aus. Sägen, löten, hämmern, graben, bohren, forschen und erfinden, gehören zu unseren menschlichen Eingriffen ins Weltgeschehen. Weiter sind wir Menschen aber auch in der Lage, Verständnis, Teamwork, Kreativität, Initiative und Antizipation umzusetzen. Aus all diesen menschlichen Fähigkeiten entstand ein Zusammenleben aus den Bereichen der Wissenschaft, Wirtschaft, Industrie, Kunst, Musik, Dichtung, Demokratie, Psychologie, Sport, soziale Fürsorge und Ethik.. Ja, wir können nicht nur verändern, wir sind die Veränderung. Täglich und immer wieder von Neuem.

Die Frage ist nur: in welcher Richtung liegt 'Zufriedenheit'?

Dazu ein Historiker und ein Anthropologe vor Kurzem in der SRF Sternstunde: "Wir sind zwar seit der Steinzeit in Kürze gigantisch mächtig geworden, jedoch zufriedener sind wir nicht."

Nun, mit diesem Newsletter möchte ich Dich nicht in eine, von der realen Welt abgetrennte, "rosa Yoga Bubble", entführen, sondern Dich bestenfalls inspirieren und ermutigen, dass auch Du den "Hebel in der Hand hältst". Denn indem Du als Mensch Teil dieser Welt bist, schaust Du sie nicht nur an, sondern die Welt schaut durch Dich auch Dich selbst an. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass das Universum nicht nur hier ist, sondern es funktioniert auch. "Der beste Beweis dafür liest grade diese Zeilen. In Dir hat sich der in explodierenden Sonnen entstandene Sternenstaub zu einem Subjekt vereinigt, das einen Namen hat und sich von flinken Augen zu Gedanken anregen lässt", so Manfred Folkers. Lass uns etwas mit diesem Sternenstaub machen!

Yoga ist einer von vielen Wegen, der für mich funktioniert, wenn es um ganzheitliche Veränderung und Transformation geht.

Nachhaltiges Praktizieren und Unterrichten beleuchten wir am kommenden Freitag, wo es um die Frage geht, wie wir als Yogalehrer in einer Welt des Überflusses und der damit einhergehenden ethischen Problemen, die Herausforderung annehmen, authentisch zu bleiben - im Wissen, dass wir soziale Verantwortung tragen.

Fragen, welche ich mir als Yogalehrerin regelmässig stelle, um den Kompass zu wahren:
Was unterrichte ich?
Warum unterrichte ich etwas?
Wie unterrichte ich es?
Wer unterrichtet?

Die Richtung ist entscheidend.

OM shanti, shanti, shanti,
Kinga

"Remember, as you transform yourself, you transform the world." Anodea Judith

Ein Leserbrief zum Herbstanfang


"Es war ein Zufall, dass ich im Yoga gelandet bin. Eigentlich wollte ich vor zwei Jahren nur Michelle Hangard, die begeisterte und frisch gebackene Yogalehrerin unterstützen. Ich suchte damals nach einem geeigneten Gymnastik Kurs, der in mein Zeitmanagement passte. Nun, dachte ich mir, egal: Pilates, Yoga oder wie sie alle heissen - was spielt es für eine Rolle? Also begann ich mit Yoga - dem Projekt - für Michelle. Heute mache ich jeden Tag Yoga, entweder im "grenzenlos" oder zu Hause. Was ist passiert?
 
Die ersten Yogastunden, waren für mich schlimm. Schmerzen am ganzen Körper plagten mich, Kraftlosigkeit und Muskelkater am nächsten Tag. Wenn ich im "Hund, der nach unten schaut" stand, verfluchte ich den Zufall im Yoga gelandet zu sein. Ich wurde auf jede neue Stellung richtig wütend und in jeder Erholungspause wollte ich einfach nur schlafen. Die Klasse lachte bereits über mich, da ich unbeherrscht die ganze Stunde hindurch hörbar gähnte. Irgendwann begann ich auch in den schmerzvollen Stellungen einzuschlafen. Und ganz langsam, begann ich diese Phänomene zu verstehen.
 
Genau diese Beobachtungen - der extreme Wechsel zwischen dem, was mich plagte und dem extremen Fall in den Ruhephasen - löste schlussendlich Unglaubliches bei mir aus: Ich fand wieder zu einem regelmässigen, erholsamen Schlaf. Meine Leberwerte, die seit Jahren durch Gallensteinbildung schlecht waren, sind heute normal. Ich leide unter einem vererbungsbedingten Lipödem an den Beinen. Dieses verbesserte sich insofern, dass ich keine ödematösen Füsse mehr und praktisch keine Druckschmerzen in den Beinen mehr habe. Ich bin kraftvoller, fröhlicher und ausgeglichener in meinem Wesen geworden. Ich erkenne im Alltag schneller, wann ich mich zu überarbeiten beginne und wann ich unbedingt eine Pause einlegen muss. Seither schlafe ich in der Yogastunde nicht mehr ein, sondern bin danach erfrischt. Ich glaube, ich habe in den zwei Jahren Yoga, meinen ganzen, aufgestauten Lebensstress sukzessive abgebaut und erst jetzt beginne ich den Yoga auch zu geniessen.
 
Es ist gar nicht so sehr der sportliche Effekt, der mich beeindruckt. Vielmehr das, was ich über mich selbst erfahre. Die Lehrer im "grenzenlos" lehren uns, das eigene Instrument - den Körper - zu erforschen, um ihn besser begreifen zu können und den schwierigen Genossen  - unseren Geist - besser zu verstehen. Die Schlüsse, die wir aus den Wechselwirkungen zwischen den beiden ziehen, können wir dann in unserem persönlichen Alltag gut brauchen. Ausserdem stelle ich fest, dass auf der "Matte" noch mehr passiert, nämlich eine Stärkung der Charaktereigenschaften. Zum Beispiel Besonnenheit, Umsicht, Vorsicht, Selbstregulation, Humor, Dankbarkeit, Tatendrang, Spiritualität, Freude, Umgang mit Wut und Trauer, Hartnäckigkeit, Beharrlichkeit, Vitalität, Liebe zum Lernen und vieles mehr. Jetzt verstehe ich auch, dass Yoga ein geeigneter Weg sein kann, posttraumatisches Wachstum zu fördern. 
 
Nun bin ich richtig neugierig geworden, was noch alles passiert und freue mich schon auf die nächste Stunde. Vielleicht war es doch kein Zufall, dass ich Michelle getroffen habe?"


Michaela Hans, Schülerin im yoga grenzenlos

Yoga vor Sonnenaufgang?

Gerne im nächsten Leben! Und doch hat diese Zeit von 03.30 und 06.30 Uhr in der Vedischen Tradition für Aufregung gesorgt.

Sie wird als 'Brahma muhurta' oder als ideale Zeit für die Yogapraxis angesehen. Der erste Satz in vielen ayurvedischen Texten, welche den für die Gesundheit idealen Tagesablauf belegen, spricht über diesen wichtigen Teil des Tages.

In der Ashtanga Hridayam heisst es: "Brahma muhurtam uttishthet swastho rakshartham Ayusha: tatra sarvartha shantyartham smareccha madhusudanam", was soviel bedeutet wie, dass man in der Zeit von 'Brahma muhurta' aufwachen sollte, um ein gesundes, langes Leben führen zu können.

Zu dieser Zeit ist der Sauerstoff-Anteil in der Atmosphäre am höchsten, die Luftverschmutzung am niedrigsten und der Geist pur.

Hoffnung, Inspiration und Friede manifestieren sich zu dieser Zeit und darum werden die drei Stunden in den Schriften als beste Tageszeit beschrieben, um bhram gyan, Selbstverwirklichung und ewiges Glücklichsein zu erfahren.

Versuch’ es zumindest mal am Sonntag, 29. Oktober 2023 aus, wenn wir die Zeit um eine Stunde zurückdrehen ;-)

Das, was Du suchst, sucht Dich

(Rückblick: Ein Newsletter mitten aus der Pandemie)

Ich habe mich in der Schockstarre erlebt. Im Nichtwahrhaben. Im Verdrängen. In der Angst. Im Zweifel. In der Rebellion. In der Trauer. Im Gute-Miene-zum-bösen-Spiel-machen. Im Nicht-Hinhören. Im Kontrolle abgeben. Im Allein-Sein.

Pause.

Dann zwang mich etwas in die Knie und ich setzte mich hin, um zuzuhören. Wie die Morgendämmerung, in der ich jetzt grade sitze, kamen Mitgefühl, Liebe, Staunen, und Dankbarkeit auf. Mitgefühl für alle verwirrten Telefonanrufe, Posts, Nachrichten und der inflationären Masse an Informationen. Ich begann zu Staunen über die Natur, die ich jeden Tag durch's Fenster sehen, riechen und plötzlich hören konnte. Und dann kam wieder der Zweifel. Darf ich überhaupt pure Freude empfinden am weissen Anemonen-Teppich, der meine Waldlaufstrecke säumt oder an meinen Nachbarn, die nun vor meinem Zimmer ein wöchentliches Kammerkonzert im Hof geben (mit Profi-Besetzung)? 

Noch nie konnte ich mich so intensiv wahrnehmen, wie ich "ticke", was mich ausmacht, wie ich lebe, wer ich bin. Denn der Lock-Down, das "Eingesperrtsein" (neu auch mit Mundschutz), das Social Distancing - die Ungewissheit fühlt sich an, wie die Orientierungslosigkeit in der Wüste - die ich liebe.

Was soll ich lesen, wem soll ich zuhören, was soll ich glauben, was soll ich denken  - was ist richtig, was ist falsch? Was ist die Wahrheit? Wo ist die "wahre Quelle"? (Übrigens, dies kann Dir schon mal passieren, dass Dir Dein Sitznachbar im Flieger zurück von Indien diese Frage stellt: "Hast Du die Wahrheit gefunden?")

Nun, eine unbekannte Stimme meinte einmal: "Deine Lebensqualität ist direkt proportional zu der Menge an Ungewissheit, mit der Du problemlos zurecht kommen kannst."

Was bedeutet dies? Dass die Möglichkeit besteht, dass die Antwort auf all unsere Fragen nach der Wahrheit womöglich nicht in der Zeitung, im Radio, im Fernsehen, in einer Messe und vielleicht auch nicht einmal in einem Yoga Retreat zu finden ist. 

"Die Wahrheit", so Krishnamurti, "ist ein pfadloses Land. Kein Führer, kein Gesetz, keine Überlieferung wird Dich zu ihr bringen. Nur Deine ständige intelligente Wachheit."

Auf tibetisch bedeutet ye tang che "völlig erschöpft". Oder "die Nase endgültig voll haben". Gemeint ist die Erfahrung völliger Hoffnungslosigkeit. Hoffnungslosigkeit, wenn ich alle siebzehntausend Posts gelesen habe und immer noch weiss, dass ich nichts weiss. Ein wichtiger (Wende-)Punkt. Es ist, laut Pema Chödrön, der Anfang vom Anfang. Ohne die Hoffnung aufzugeben, dass es irgendwo besser ist, werden wir niemals akzeptieren, wo wir sind. Zu glauben, irgendwann würden wir schon alles auf die Reihe kriegen, ist unrealistisch. Nach dauerhafter Sicherheit zu streben ist vergeblich. Statt nun das Gefühl zu bekommen, wir seien dumm oder jemand meint es schlecht mit uns, haben wir die Freiheit, einfach mal präsent zu sein. Ungeschützt und nicht wissend, was zu tun ist. Einfach da sein. In Verbindung mit der rohen und zarten Energie des Augenblicks zu kommen.

"Die Wahrheit", so sagte ein alter chinesischer Meister, "ist weder dies noch das. Die Wahrheit gleicht einem gierigen Hund angesichts einer Schale siedenden Öls. Er kann das Öl nicht lassen, weil er zu gierig ist. Er kann es aber auch nicht auflecken, weil es zu heiss ist."

Wie gehen wir mit diesem Druck um? Gibt es etwas oder jemand, der mich ermutigt, Neugier für dieses unbekannte Terrain zu wecken und mich aufmuntert, erforschen und entdecken zu gehen?

Lass uns erforschen: Setz' Dich mit mir in einen bequemen Sitz. Bequem, bitte! So dass Du aufrecht , stabil und ohne Anstrengung sitzen kannst. Richte Deine Aufmerksamkeit auf Deinen Atem. Nimm' ihn wahr, wie er kommt und wieder geht. Horche ihm zu. Werde intim mit Deinem Atem! Bleib' bei der Übung für drei Minuten. Und immer, wenn der Geist abschweift, hole ihn wieder liebevoll zurück. Erforsche, entdecke!  Konzentriere Dich nicht zuviel, aber auch nicht zuwenig. Erwarte nicht "Amerika zu entdecken" - erwarte nichts! In eben diesem ungewissen Moment findet sich unser Weisheitsgeist. Wir haben nichts zu verlieren auf diesem Terrain - wir können damit experimentieren, uns von richtig und falsch nicht beeindrucken zu lassen und uns in die Bodenlosigkeit hinein entspannen. 

Da kann es schon vorkommen, dass Du Deiner eigenen Gehetztheit begegnest, Deiner Ungeduld, Deinem Zweifel über den Output dieser Entdeckungsreise. Zweifle. Und frage Dich: "Was mach ich hier eigentlich?" Nimm' wahr, dass Du ungeduldig auf etwas wartest, dass Dir gut tut, das sich gut anfühlt, das Dich befreit. Befreit von Angst, Sorge und der Ungewissheit. Was ist das, was meinst Du?

"Das, was Du suchst, sucht Dich!", meint Rumi.

Über unsere (wahre) Natur

“Even the smallest wave has the power of the entire Ocean behind it.“ Michael Clebert Willis (surfer)

In einem grossen Tempel nördlich von Thailands ehemaliger Hauptstadt Sukhothai stand einst eine riesige, uralte Buddhastatue aus Ton.

Obwohl diese Statue sicher nicht das eindrucksvollste oder eleganteste Werk der buddhistischen Kunst Thailands war, so hatte sie doch mehr als fünf Jahrhunderte überdauert und wurde schon deshalb verehrt. Sturmwinde, Regierungen und Invasoren kamen und gingen, doch die Buddhastatue blieb.

Irgendwann jedoch bemerkten die Mönche, die sich um den Tempel kümmerten, dass die Statue erste Sprünge bekam und wohl bald würde restauriert werden müssen. Nach einer Periode besonders heissen, trockenen Wetters hatte sich einer der Risse so sehr verbreitet, dass man ins Innere der Statue schauen konnte. Einer der Mönche nahm eine Fakel und versuchte, etwas zu erkennen. Erstaunt bemerkte er einen goldenen Schimmer. Und tatsächlich entdeckten die Tempelbewohner eine der grössten und schönsten Goldstatuen, die je von Buddha in Südostasien angefertigt wurde. Nun zieht der freigelegte goldene Buddha Tausende von Pilgern aus ganz Thailand an. (Aus „Das weise Herz“, Jack Kornfield)

Ob ich Golddenkmale mag oder nicht, sei dahin gestellt - eher nicht. Doch diese Geschichte versinnbildlicht für mich, die Einladung, den uns allen innewohnenden, edlen Kern freizulegen. Anstatt uns mit unserer „schützenden Tonschicht“, unserer Form, zu befassen, lädt uns die Geschichte ein, den Blick hinter unsere Schutzschicht zu wagen und unsere ursprüngliche wahre, edle und endlos kraftvolle Natur zum Vorschein bringen.

Aus Herzen wünsche ich Dir nun eine frohe, lebendige, verspielte, leuchtende, kraftbringende Weihnachtszeit mit kleinen und grossen “goldenen” Überraschungen. Mit all Deinen Lieben, oder ein paar davon - oder alleine. Wie es auch immer bei Dir weihnachtet, wisse: Du bist nie alleine, denn “the entire Ocean is behind you”.

Zusammenhalten = Immunbooster

Wir stehen zusammen, wir halten zusammen. Wieso stärkt dies unser Immunsystem?

Die aktuellen Veränderungen, vor denen wir uns alle wieder befinden, verlangen Stamina, Kraft und Stärke von Body, Mind, Heart & Spirit.

Mit meinem Studio an der Grenze möchte ich für Dich einen Ort schaffen, an dem Du Dich sicher fühlen kannst (auch, was die Hygienemassnahmen anbelangt) und an dem Du Deine "Mit-Yogis" triffst.

Gehe mit uns auf die Matte in die Tiefenarbeit und gelange zu einem wortwörtlich "tieferen Verständnis" Deiner Selbst. Dr. Joachim Bauer, Genetiker und Psychologe, schreibt über das Selbst aus wissenschaftlicher Perspektive: "Unser "Selbst" endet nicht jenseits der Grenzen unserer Haut. Das menschliche Selbst ist ein "Beziehungsweise-Selbst", eine Mischung aus Ego, "Du" und "Wir"".

Gute soziale Kontakte sind "Self-Care": reserviere Dir ein Verwöhn-Wochenende mit Deiner Freundin zu Hause. Oder organisiere einen gemeinsamen Wir-kochen-uns-was Sonntag mit Deinen Kumpels.

Und vergiss nicht: die Yogaklasse ist ein Zeitraum mit Gleichgesinnten, was Dich in Deinem Fühlen, Denken und Tun bestärkt und so Freude generiert. Gute Laune, Self-Care.

Die "Self-Care" geht, wie Dr. Joachim Bauer schreibt, über das "Self" hinaus. Seiner Meinung nach, entsteht das menschliche Selbst erst durch Resonanz: "Die modernen Neurowissenschaften haben aufgedeckt, dass die Selbst-Netzwerke des menschlichen Gehirns nicht nur Informationen über Gedanken und Gefühle gespeichert haben, mit denen wir uns denken und fühlen. Diese Netzwerke speichern auch Informationen über uns nahestehende Menschen. Ich und Wir überlappen sich, auch wenn uns dies nicht bewusst ist. Jedes Mal, wenn wir einem anderen Menschen begegnen und ernsthaft mit ihm oder ihr zu tun haben, kommt es auf beiden Seiten zu biologischen Veränderungen. Ohne es zu wissen, drehen wir gegenseitig an den Schrauben der Gen-Aktivität. Dazu der Medizin-Nobelpreisträger Eric Kandel: "After my talk, your brain will not be the same as before.""

Zoom ist zwar nicht ersetzbar mit einer guten Freundin aus Fleisch-und-Blut, aber gerade am vergangenen Sonntag Abend, nach dem zweitletzten Modul der aktuellen 200h Yogalehrerausbildung, haben mich meine Tante und Cousine aus San Francisco angezoomt und wir haben bis spät in die Nacht getratscht, viel gelacht, uns aufgestellt und Pläne geschmiedet. Pläne für den Tag, wenn "the new normal" beginnen wird und wir uns wieder in die Arme nehmen dürfen.

Halte durch, halte ab und zu an und vor allem: halte mit Deinen Lieben zusammen!

Über die Geduld

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Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären.

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit.

Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.

Rainer Maria Rilke

Wenn alles zusammen bricht

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Wenn die Dinge über uns zusammen brechen, dann ist das eine Prüfung und gleichzeitig ein Heilungsprozess.

Wir glauben, es ginge nun darum, die Prüfung zu bestehen und das Problem so schnell wie möglich zu überwinden, aber in Wirklichkeit gibt es gar keine Lösung. Die Dinge kommen zusammen und fallen wieder auseinander. Dann kommen sie wieder zusammen und fallen wieder auseinander. So einfach ist es.

Die Heilung stellt sich ein, wenn wir allem Geschehen Raum lassen: Raum für Trauer, Raum für Linderung, Raum für Elend, Raum für Freude.

Wir glauben, dass etwas uns Freude bereiten wird, aber wir haben keine Ahnung, wie es wirklich ausgehen wird. Wir glauben, etwas würde uns Leid bringen, aber wir wissen nichts. Dem Nicht-Wissen Raum zu geben, ist das Wichtigste.

Ständig versuchen wir Dinge zu tun, von denen wir annehmen, dass sie uns helfen werden, aber Gewissheit haben wir nicht. Niemals wissen wir, ob wir auf den A... fallen oder auferstehen. Auch wenn wir eine grosse Enttäuschung erleben, können wir nicht wissen, ob das tatsächlich DAS ENDE der Geschichte ist. Vielleicht ist es DER ANFANG eines grossen Abenteuers. Pema Chödrön.