Ein Leserbrief zum Herbstanfang


"Es war ein Zufall, dass ich im Yoga gelandet bin. Eigentlich wollte ich vor zwei Jahren nur Michelle Hangard, die begeisterte und frisch gebackene Yogalehrerin unterstützen. Ich suchte damals nach einem geeigneten Gymnastik Kurs, der in mein Zeitmanagement passte. Nun, dachte ich mir, egal: Pilates, Yoga oder wie sie alle heissen - was spielt es für eine Rolle? Also begann ich mit Yoga - dem Projekt - für Michelle. Heute mache ich jeden Tag Yoga, entweder im "grenzenlos" oder zu Hause. Was ist passiert?
 
Die ersten Yogastunden, waren für mich schlimm. Schmerzen am ganzen Körper plagten mich, Kraftlosigkeit und Muskelkater am nächsten Tag. Wenn ich im "Hund, der nach unten schaut" stand, verfluchte ich den Zufall im Yoga gelandet zu sein. Ich wurde auf jede neue Stellung richtig wütend und in jeder Erholungspause wollte ich einfach nur schlafen. Die Klasse lachte bereits über mich, da ich unbeherrscht die ganze Stunde hindurch hörbar gähnte. Irgendwann begann ich auch in den schmerzvollen Stellungen einzuschlafen. Und ganz langsam, begann ich diese Phänomene zu verstehen.
 
Genau diese Beobachtungen - der extreme Wechsel zwischen dem, was mich plagte und dem extremen Fall in den Ruhephasen - löste schlussendlich Unglaubliches bei mir aus: Ich fand wieder zu einem regelmässigen, erholsamen Schlaf. Meine Leberwerte, die seit Jahren durch Gallensteinbildung schlecht waren, sind heute normal. Ich leide unter einem vererbungsbedingten Lipödem an den Beinen. Dieses verbesserte sich insofern, dass ich keine ödematösen Füsse mehr und praktisch keine Druckschmerzen in den Beinen mehr habe. Ich bin kraftvoller, fröhlicher und ausgeglichener in meinem Wesen geworden. Ich erkenne im Alltag schneller, wann ich mich zu überarbeiten beginne und wann ich unbedingt eine Pause einlegen muss. Seither schlafe ich in der Yogastunde nicht mehr ein, sondern bin danach erfrischt. Ich glaube, ich habe in den zwei Jahren Yoga, meinen ganzen, aufgestauten Lebensstress sukzessive abgebaut und erst jetzt beginne ich den Yoga auch zu geniessen.
 
Es ist gar nicht so sehr der sportliche Effekt, der mich beeindruckt. Vielmehr das, was ich über mich selbst erfahre. Die Lehrer im "grenzenlos" lehren uns, das eigene Instrument - den Körper - zu erforschen, um ihn besser begreifen zu können und den schwierigen Genossen  - unseren Geist - besser zu verstehen. Die Schlüsse, die wir aus den Wechselwirkungen zwischen den beiden ziehen, können wir dann in unserem persönlichen Alltag gut brauchen. Ausserdem stelle ich fest, dass auf der "Matte" noch mehr passiert, nämlich eine Stärkung der Charaktereigenschaften. Zum Beispiel Besonnenheit, Umsicht, Vorsicht, Selbstregulation, Humor, Dankbarkeit, Tatendrang, Spiritualität, Freude, Umgang mit Wut und Trauer, Hartnäckigkeit, Beharrlichkeit, Vitalität, Liebe zum Lernen und vieles mehr. Jetzt verstehe ich auch, dass Yoga ein geeigneter Weg sein kann, posttraumatisches Wachstum zu fördern. 
 
Nun bin ich richtig neugierig geworden, was noch alles passiert und freue mich schon auf die nächste Stunde. Vielleicht war es doch kein Zufall, dass ich Michelle getroffen habe?"


Michaela Hans, Schülerin im yoga grenzenlos